… wir wollen doch gut und richtig leben, auch und gerade für unsere Kinder und Enkel. Aber übersehen wir in unserem Bestreben unseren Kindern eine gute Zukunft zu bieten nicht das Wichtigste? Wie können sie leben, wenn sie so alt sind wie wir jetzt?
Unser Lebensstil hat einen persönlichen CO2-Fußabdruck, der sehr unterschiedlich sein kann. Wie können wir wach werden und uns diese wichtige Frage stellen? Was kann ich tun, um möglichst wenig CO2 zu produzieren? In welchen Bereichen entstehen besonders viele Treibhausgase?
Hier findest du Anregungen, Infos und Persönliches!
UBA-Erklärfilm: Klimaneutral leben im Alltag: über die Ursachen unseres hohen CO2 Fußabdrucks und deren Reduzierungsmöglichkeiten
Quarks Klimahelden: das kannst du tun! Eine Familie probiert unter 2t CO2 pro Jahr zu kommen.
Privater Erfahrungsbericht - Familie Rose
Mein Name ist Katrin Rose und ich lebe mit meiner Familie in Roßdorf. Mit diesem Beiträgen möchte ich ein paar Tipps geben, wie wir klimafreundlicher leben können, bzw. was ich und meine Familie persönlich machen um einen geringen CO2 Fußabdruck zu haben.
Ganz grob kann man das Leben in vier Bereiche aufteilen, in welchen man jeweils versuchen kann, möglichst klimafreundlich zu leben. Klimaneutral (also CO2 frei) ist in Deutschland nicht möglich. Daher benutze ich lieber das Wort klimafreundlich 🙂
Diese vier Bereiche sind Ernährung, Mobilität, Konsum und Wohnen.
Thema Ernährung
Fakts zum Thema Fleisch:
Heinrich-Böll Stiftung
Zunehmend ist mir das Thema CO2 -Reduzierung wichtig, auch wenn unser Leben genauso turbulent ist wie das aller andern Familien mit Kindern. Beginnen möchte ich mit dem ersten Punkt: der Ernährung.
Hier habe ich mehrere Unterpunkte, zu denen ich von meinen Erfahrungen berichten möchte. Das ist zum einen der Konsum von tierischen Produkten und zum anderen von Gemüse/Obst.
Dass ein hoher Konsum von Fleisch klimaschädlich ist weiß mittlerweile jeder. Die Gründe dafür sind meistens auch bekannt. Ansonsten könnt ihr euch gerne hier auf der Webseite zu den Hintergründen informieren.
Was mir bis vor wenigen Monaten nicht bewusst war ist, dass auch Milchprodukte klimaschädlich sind. Denn natürlich produzieren auch die Milchkühe Methan und bekommen das tonnenweise importierte Sojafutter aus Südamerika wofür der fürs Klima wichtige Regenwald abgeholzt wird.
Was können wir also tun? Die klimafreundlichste Lösung ist natürlich eine rein pflanzliche Ernährung. Das versuche ich seit ein paar Monaten. Dazu muss ich sagen, dass ich schon seit sehr vielen Jahren Vegetarierin bin.
Als ich 12 war sah ich in einer Doku, dass eine berühmte Fast Food Kette Teile des Regenwalds abholzt um ihre Rinder dort zu züchten. Danach war für mich ganz klar, dass Burger dieser Fast Food Kette nicht mehr gegessen werden dürfen. Kurz darauf las ich in einem Buch von einem Mädchen, welches Vegetarierin war. Das fand ich so toll, dass ich das ebenfalls so machen wollte. Meine Mama war damals nicht begeistert. Sie hatte jahrelang (bis sie mit mir zu einer Ernährungsberaterin gegangen ist) große Sorgen, dass ich Mangel erleiden würde. Man muss dazu sagen, dass war Anfang/Mitte der 90er und Vegetarismus war noch nicht so verbreitet wie heute. Aber trotz ihrer anfänglichen Sorge hat sie es erlaubt. Im Familienleben hat es auch keine Umstände gemacht, dass eins ihrer vier Kinder kein Fleisch mehr essen wollte: wenn sie gekocht hat, dann gab es das Fleisch immer separat und jeder war glücklich. In den vielen Jahren seit dem fand ich es nie schwierig mich vegetarisch zu ernähren. In der Mensa gab es schon in den frühen Nuller Jahren immer ein vegetarisches Menü. Auch die meisten Restaurants haben mittlerweile vegetarische Gerichte. Fleisch weglassen klappt ziemlich gut 🙂 Und auch wenn es abgedroschen klingt, für mich ist es kein Verzicht. Gerade wenn man essen geht, bin ich immer ganz froh gewesen aus nur einer kleinen Auswahl an Gerichten wählen zu müssen 🙂
In meinem Fall war der Fleischverzicht also nicht begründet durch den Klimawandel (davon hatte ich mit 12 noch keine Ahnung) sondern durch Tierliebe. Aber was ich in den letzten Jahren und vor allem letzten Monaten an Fakten gehört und gelesen habe bestärken mich nur darinnen, dass es für mich der richtige Weg ist. Ich bin sogar noch einen Schritt weiter gegangen und versuche mich seit ein paar Monaten rein pflanzlich zu ernähren. Auch hier muss ich gestehen, dass der wichtigere Grund auch hier wieder die Tierliebe ist. Der Klimawandel ist aber fast genauso ausschlaggebend und mit der Auslöser, dass ich diesen Wunsch nach einer pflanzliche Ernährung (den ich schon viele Jahre in mir trage) jetzt endlich umgesetzt habe.
Im Gegenteil zu „Fleisch weglassen“ ist „Milchprodukte und Eier weglassen“ schon wesentlich komplizierter. Denn das ist fast überall drinnen.
Wenn man aber viel selbst zubereitet, dann ist das an vielen Stellen aber doch sehr gut möglich, auch wenn man sich erst mal etwas eingeschränkt fühlt.
Statt Kuhmilch
schütte ich jetzt einfach Haferdrink in mein Müsli jeden Morgen. Das war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, weil Haferdrink eben nicht wie Kuhmilch schmeckt, aber mittlerweile habe ich mich sehr gut an den neuen Geschmack gewöhnt. (Und wie ich neulich beim Blutspenden feststellen durfte, hat diese Ernährungsumstellung einen wahnsinnig guten Einfluss auf den Hämoglobinwert in meinem Blut! Denn der ist jetzt so hoch wie noch nie! Als Vegetarier hatte ich immer einen zu niedrigen Hb-Wert. Denn Milch verhindert die Eisenaufnahme. Und gerade in Haferflocken ist relativ viel Eisen was durch die Milch leider nicht so gut von meinem Körper aufgenommen wurde.)
Butter
habe ich durch Margarine ersetzt, was für mich keine große Umstellung war (ärgerlich ist nur, dass ich (Raps-)Margarine bisher nur in Plastikverpackungen gesehen habe – aber das ist ein anderes Thema). Auch beim Backen funktioniert es total gut diese beiden Substitutionen durchzuführen. Z.B. Weckchen aus meinem pflanzlicher Hefeteig mit Haferdrink und Margarine schmecken der ganzen Familie 🙂
Eier
weglassen fällt mir auch nicht sonderlich schwer, da ich sowieso nicht so ein Eierfan war. In Kuchen, Plätzchen, Burgern u.ä. kann man vieles gut ohne Eier machen, oder in einigen Teigen durch Apfelmus substituieren. Eiersatzpulver habe ich noch gar nicht ausprobiert, bisher hat alles ohne funktioniert.
Käse
ist für mich am schwierigsten wegzulassen. Aber was pflanzliche Brotaufstriche angeht, so gibt es eine unglaublich große Auswahl an solchen sogar in konventionellen Supermärkten (und fast ausschließlich in Gläsern!) zu kaufen. Und wenn ich etwas „Festes“ auf‘m Brot haben will, dann schneide ich etwas Rohkost auf (Gurke, Paprika, Tomate) oder lege Veggiburgerscheiben aufs Brot. Ich habe schon viele verschiedene Burger auf Basis von Gemüse, Tofu oder Linsen kreiert. Die halten auch ein paar Tage im Kühlschrank.
Schmand
Wenn ich etwas überbacke, oder eine Art Schmand brauche, dann nutze ich mein selbstgemachtes Cashewmus dafür: Cashews einweichen, pürieren, fertig. Manchmal peppe ich dieses Mus noch mit etwas Rapsöl und Hefeflocken auf.
Was jetzt öfter in meinem Speiseplan vorkommt sind Hülsenfrüchte und vor allem Nüsse. Denn Milchprodukte und Eier weglassen ist leider nicht ganz so einfach wie Fleisch weglassen, wenn man keinen Mangel erleiden will. Ein Vitamin muss ich leider supplementieren: B12. Denn das kommt leider wirklich nur in tierischen Produkten vor.
Auswärts essen
Schwierig wird es, wenn man auswärts essen geht oder bei den (Schwieger-) Eltern zu Hause ist. Da muss ich doch den ein oder anderen Kompromiss machen. Auch für ein selbstgebackenes Geburtstagskuchenstück vom Kollegen mache ich mal eine Ausnahme. Denn lieber nur 95% pflanzlich essen, als es gar nicht erst zu versuchen, weil man es nicht zu 100% schafft. Das selbe gilt übrigens auch für all die anderen Themen, wo man sich klimafreundlich verhalten kann.
Lieber nicht zu hohe Ziele stecken, an denen man dann scheitert und aufgibt oder gar nicht erst anfängt. Deshalb, lieber nicht zu streng sein und dafür das umsetzen, was man gut schafft. Jeder Beitrag zum Klimaschutz zählt! Und man kann sich ja immer noch steigern 😉
Fazit zum Thema tierische Produkte in der Ernährung: weniger ist mehr, d.h. besser fürs Klima, die Umwelt, die Tiere und auch für uns Menschen. Deshalb kaufe ich für meine Familie diese Produkte größtenteils am Hofgut Oberfeld, da mir dort die Tierhaltung sehr zusagt und man dort auch Plastikfrei einkaufen kann. Ich selbst komme in meinem Alltag ganz gut damit klar auf diese Produkte weitestgehend zu verzichten.
Du interessierst dich für eine vegane Lebensweise? Johannes Zühlke hat extra einen Blog für diese Art zu Leben aufgebaut.
Schau mal nach:
Thema Mobilität
Wenn man allerdings selbst berechnen möchte, wie viel CO2 Emissionen durch Flugreisen verursacht werden, so stellt man schnell fest, dass die Ergebnisse der Berechnungen erheblich variieren: Schon die Rechner von vertrauenswürdige Quellen wie myclimate oder atmosfair berechnen für die
Thema Konsum
Ein besonders trauriges Beispiel ist die Modeindustrie. Auch wenn jetzt manche Modehäuser mit Nachhaltigkeitsideen werben, so ist das meist doch nicht mehr als Greenwashing, so lange die Kollektionen dieser Modehäuser im 2 bis 4 Wochenabstand wechseln und uns somit animieren ständig neue Klamotten zu kaufen. Dieser Trend der „Fast Fashion“ besteht schon länger und wird von Jahr zu Jahr schlimmer.
Einfacher Tipp: überlegen, ob man das Kleidungsstück wirklich braucht und wie oft man es tatsächlich anziehen würde. Ein Großteil unserer Klamotten wird nur einmal getragen und verstaubt dann im Schrank oder landet in der
- Vorher überlege ich, ob ich den Gegenstand wirklich brauche.
- Wenn ja: muss ich ihn wirklich besitzen oder kann ich ihn ausleihen?
- Wenn ich ihn wirklich besitzen muss: kann ich ihn 2nd Hand kaufen?
- Und wenn ich etwas kaufe, dann achte ich auf Qualität und nicht zu
- sehr auf den Preis, damit ich lange etwas davon habe und das Ding nicht
- nach kurzer Zeit irreparable kaputt geht und einen weiteren Konsum
- verursacht.
Hier ein paar Beispiele aus meinem Leben.
- Sowohl für meine Kinder als auch für mich nähe ich das meiste an Oberbekleidung selbst.
- Für mich kaufe ich daher sehr selten etwas (Ich habe neulich festgestellt, dass ich schon über ein Jahr keine Kleidung mehr für mich gekauft habe.)
- Für meine Kinder kaufe ich auch gerne auf Flohmärkten Sachen, die zum nähen etwas schwieriger sind wie z. B. Winterjacken.
- Grundsätzlich ist der Inhalt unserer Kleiderschränke sehr überschaubar und wir vier tragen die Kleidung bis sie kaputt geht bzw. im Fall der Kinder nicht mehr passt.
- Was Schuhe betrifft, so kaufe ich nur dann welche, wenn ich neue brauche, meistens weil die alten kaputt gegangen sind. Im Schnitt ist das etwa ein Paar pro Jahr, was mir noch zu viel erscheint.Wenn ich ein bestimmtes Buch suche, dann gucke ich erst in der Bücherei. Wenn es das dort nicht gibt, dann bei Plattformen wie z.B. booklooker um es
- gebraucht zu kaufen. Wenn es nur neu verfügbar ist, dann kaufe ich es je nach Buchart entweder als ebook (in der Hoffnung, dass es Ressourcen schonender ist) oder in der Schmökerstube (um die lokalen Händler zu unterstützen ;).
- Geschenke für meine Kinder kaufe ich sehr viel auf Flohmärkten – aber nicht alles und besonders schwierig ist das an Weihnachten, wenn sämtliche Verwandte den Kindern etwas schenken wollen…
- Küchengeräte, die man selten braucht (z.B. ein Fondue) leihen wir gerne bei Nachbarn aus. Wenn ich ein neues Küchenutensil brauche (dieses Jahrwar es ein Dämpfeinsatz), dann kaufe ich das gebraucht bei ebay Kleinanzeigen.
- Elektronische Geräte benutze ich so lange wie es geht. Sowohl mein Laptop wie Handy als auch mp3 Player benutze ich schon mehrere Jahre und bisher ist kein Ende in Sicht
- Beim Fahrrad muss ich gestehen, dass ich mir ein neues gekauft habe, als ich mit meinem alten Rad nach mehreren Jahren und vielen 1000 gefahrenen Kilometern im Fahrradgeschäft war und es hieß, dass Reparaturkosten von mehr als der Höhe des Fahrradwertes notwendig wären… Aber auch das ist schon wieder über 2 Jahre her und mein aktuelles Fahrrad soll nicht dieses Schicksal erleiden.
- Damit sind meine Konsumausgaben sehr gering. Weil ich mich auf das nötigste beschränke und sowieso nicht gerne shoppen gehe (auch nicht online) und somit mehr Zeit für schöne Dinge habe 🙂
Thema Internet
Global betrachtet ist das Verhältnis sogar noch gravierender: weltweit hat der Flugverkehr einen Anteil von 2-2,5% der globalen CO2 Emissionen, der Netzkonsum mit allem was dazu gehört aber sogar 4%, Tendenz steigend. Es wird vermutet, dass dieser Anteil schon 2025 genauso groß wie der des weltweiten Straßenverkehrs sein könnte, nämlich 8%.
In Deutschland liegt 60% des Stromverbrauchs für die Informations- und Kommunikationstechnologien bei den Haushalten. Also bei uns. Das sind dann die vielen internetfähigen elektronischen Geräte, also SmartTV, Smartphone, Laptop usw. Je größer das Gerät, desto Strom-hungriger. Am meisten verbrauchen
Thema Wohnen
Ein großer Posten von CO2 Emissionen geht auf Wohnen, d.h. Heizen und Strom zurück. Laut Bundesumweltamt sind das durchschnittlich 2,4T CO2 pro Bundesbürger im Jahr also ca. 20% unser Gesamtemissionen. In anderen Statistiken wird für Wohnen sogar 30% veranschlagt. Fakt ist, Strom, Öl und Gas
aus konventionellen Quellen erzeugen CO2. Was kann man also tun?
- Warmes Wasser sparsamer verwenden.
Duschen statt baden, aber auch nicht unnötig lange oder oft duschen. An Tagen wo man wenig geschwitzt hat kann man auch mal die old-fashioned Waschlappenwäsche am Waschbecken machen. Das spart nicht nur Wasser sondern oft auch Zeit
und man fühlt sich trotzdem frisch! - Im Winter weniger heizen.
Das ist für mich als Frostbeule eine Herausforderung. Aber mit Fleecejacke oder in einer warmen Decke eingekuschelt lässt es sich auch aushalten, wenn die Raumtemperatur ein
oder zwei Grad weniger warm ist. Die meisten Menschen merken das nicht mal. Auf der Seite vom Bundesumweltamt gibt es noch viele weitere Tipps
(Lüften, Abdichten, Warten etc):
https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/heizenbauen/
heizen-raumtemperatur#gewusst-wie - Toll ist natürlich, wenn man das Geld hat das eigene Haus energetisch zu sanieren (vorausgesetzt man hat überhaupt eins). Hier kann ich leider keine persönlichen Tipps geben. Das einzige, was wir uns leisten konnten war eine
Isoliertapete an den Innenseiten der Außenwände, was eine kleine CO2 Einsparung bringen soll. - Was weniger aufwendig und einigermaßen bezahlbar ist ist eine
Solaranlage. Mit dem REG.e.V. (www.regev-rossdorf.de) haben wir in Roßdorf einen kompetenten Ansprechpartner, Berater und Vermittler was das Thema angeht. Und wir sind gerade dabei ein Angebot erstellen zu lassen 🙂 - Ökostrom- bzw Gasanbieter zu wechseln, das kann wer machen. Davon gibt es sehr viele. Wir beziehen schon seit Jahren Ökostrom. Da wir jetzt Gas statt Öl zum Heizen haben sind wir zu Greenpeace gewechselt. Mir war wichtig, dass es ein reiner Ökoanbieter ist.
Also ein Anbieter, der nicht auch konventionellen Strom verkauft, sondern zu 100% hinter den erneuerbaren Energien steht und diese fördert. Beim Gas hat Greenpeace auch einen Ökotarif. Hier handelt es sich nicht um Biogas (welches oft aus der Massentierhaltung erzeugt wird), sondern Windgas. D.h. aus „überflüssigem“ Strom (wenn zu viel Wind weht) wird durch Elektrolyse grüner Wasserstoff erzeugt, der ins Gasnetz gemischt wird.